In Zeiten bundesweiten Fachkräftemangels in der Pflege kommen diverse betriebliche Maßnahmen zum Einsatz, um Personaluntergrenzen oder Fachkraftquoten sicherzustellen. Eine dieser Maßnahmen ist der Einsatz von Pflegefachkräften aus Zeitarbeitsunternehmen. Teilweise höhere Löhne, Zusatzleistungen und selbst aushandelbare Arbeitszeiten steigern die Zeitarbeitattraktivität für Fachkräfte. Dies hat unmittelbar Auswirkungen auf den Arbeitsalltag von Einrichtungen und auf das Stammpersonal. Der Einsatz von Zeitarbeitern in der Pflegebranche stellt Einrichtungen vor die Herausforderungen, nicht nur eine gute Pflegequalität zu gewährleisten, sondern auch gelingende Arbeitsabläufe und funktionierende Teamstrukturen zu gestalten.

Zeitarbeit als Herausforderung für das Management

Zeitarbeit wird zur Entlastung häufig dann eingesetzt, wenn bereits andere Maßnahmen erfolglos waren, weil sie den Fachkräftebedarf nicht ausreichend decken konnten. Insbesondere für Führungskräfte besteht die Herausforderung, die Zeitarbeitskräfte so in den Arbeitsalltag zu integrieren, dass durch deren Einsatz eine spürbare Entlastung, nicht aber eine Konkurrenzsituation für die etablierten Teams entsteht.

Durch den Einsatz von Pflegefachkräften aus Zeitarbeitsunternehmen entstehen auf betrieblicher Ebene diverse Spannungsfelder: Zum Beispiel werden einerseits zwar Personallücken geschlossen, andererseits ergibt sich aber auch ein erhöhter Aufwand an Einarbeitung und passgenauer Personalplanung, um kurzfristige Einsätze zu berücksichtigen. Zudem stellen sich Fragen bezüglich Gerechtigkeit und Wertschätzung, wenn Zeitarbeitskräfte Bedingungen z. B. bei der Dienstplangestaltung stellen können, die dem Stammpersonal nicht in gleichem Maße zugestanden werden.

Daraus können sich negative Folgen u. a. auf  der Ebene der Teamdynamik ergeben, die Führungskräfte bei der konzeptionellen Ausgestaltung von Zeitarbeitseinsätzen berücksichtigen sollten. Darüber hinaus bedarf es  entsprechender arbeitsorganisatorischer Maßnahmen, um trotz kurzzeitiger Arbeitseinsätze von Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeitern eine hohe Pflegequalität und die Mitarbeiterzufriedenheit zu gewährleisten. Bei den konzeptionellen Überlegungen zum Einsatz von Zeitarbeit sollten daher beispielsweise die Bedingungen eines solchen Personaleinsatzes, die Zeiten für die Einarbeitung oder Themen des Teambuildings und der Wertschätzung berücksichtigt werden.

Gleichzeitig können aber auch Potenziale genutzt werden. So kann Zeitarbeit für Einrichtungen eine potenzielle Recruitingmöglichkeit darstellen, weil Fachkräfte die Einrichtung kennenlernen und durch gute Organisation und Teameinbindung gegebenenfalls für eine Festanstellung gewonnen werden können. Außerdem verfügen Zeitarbeitskräfte durch ihren Einsatz in unterschiedlichen Einrichtungen über ein umfangreiches Wissen über Arbeitsorganisationen und Abläufe, wodurch Schwachstellen und Verbesserungspotenziale aufgedeckt werden können.

Handlungs-
empfehlungEN

Der Einsatz von Zeitarbeitskräften kann nachteilige Folgen für das Arbeitsklima und das subjektive Belastungsempfinden des Stammpersonals haben. Aus diesem Grund ist es für den Erfolg der Maßnahme Zeitarbeit entscheidend, dass Sie diesen Schritt mit zusätzlichen Maßnahmen flankieren. Dabei sollten Sie auf die Wertschätzung des Stammpersonals und des Teamgefüges fokussieren. Zudem bedarf es einer passgenauen Einsatzplanung: Die Bedingungen für den Einsatz von Zeitarbeitskräften und der konkreten Aufgabengebiete, die ausgelagert werden können, werden hierbei definiert. Darüber hinaus sind aufgrund des zusätzlichen Einarbeitungsaufwands Konzepte mit entsprechenden Ressourcen notwendig.

Projektbezogene
PublikationEn

  • Riedlinger, I.; Fischer, G.; Lämmel, N.; Höß, T. (2020):
    „Leasing ist wie ein stummer Streik‟ – Zeitarbeit in der Pflege.
    In: 
    AIS-Studien, 13 (2), S. 142–157.
  • Riedlinger, I.; Fischer, G.; Höß, T. (2020):
    Pflegeberufe und Arbeitskampf – ein Widerspruch?
    In: Artus, I.; Bennewitz, N.; Henniger, A.; Holland, J.; Kerber-Clasen, S. (Hg.): Arbeitskonflikte sind Geschlechterkämpfe. Arbeit – Demokratie – Geschlecht. Band 27.
    Münster: Westfälisches Dampfboot, S. 214–228.

Weiterführende
Informationen

Literatur