Wertschätzung
Die Covid-19-Pandemie hat die Bedeutung des Begriffs Wertschätzung im Pflegebereich nachhaltig beeinflusst.[1] Umso wichtiger ist es, sich mit diesem Thema verstärkt auseinanderzusetzen, denn erlebte Wertschätzung trägt nicht nur zum Wohlbefinden und zur Zufriedenheit von Mitarbeitenden bei, sondern erhöht auch deren Motivation und Leistungsfähigkeit.[2] Außerdem werden Unternehmen, in denen das Thema Wertschätzung einen hohen Stellenwert hat, wegen der ausgeprägten emotionalen Bindung eher an Dritte weiterempfohlen.[3] Somit ist eine wertschätzende Unternehmenskultur ein wichtiger Faktor zur Personalgewinnung und Bindung von Fachkräften.
Aspekte einer wertschätzenden Unternehmenskultur
- Vertrauenskultur: Wie offen, authentisch und verwundbar kann ich mich als Individuum in meiner Einrichtung zeigen?
- Wertschätzende Kommunikation: Sind meine Führungskräfte, Kollegen und Kolleginnen sowie ich selbst kritik- und dialogfähig? Geben wir uns gegenseitig Feedback? Und auf welche Weise? Hier finden Sie Tipps für konstruktives Feedback.
- Angstfreiheit: Leiden unsere Mitarbeitenden unter Status- und Verlustängsten? Besteht ein „Wir-Gefühl“ in der Einrichtung?
- Ressourcenorientierte Führungs- und Leistungskultur: Wird im Team über das Erreichen von Zielen und den entsprechenden Ressourcenbedarf gesprochen?
- Fokus auf Potenziale: Inwiefern liegt der Augenmerk eher auf den Stärken und Fähigkeiten oder auf den Schwächen der Mitarbeitenden?
- Achtsamer Umgang mit individueller Lebenszeit: Wird den Mitarbeitenden die Möglichkeit für ein angemessenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit gegeben?
- Selbstbestimmung: Inwiefern können Mitarbeitende selbst entscheiden, wie sie Aufgaben umsetzen?
- Partizipation: Inwiefern können sich Mitarbeitende bei Entscheidungen oder bei Problemlösungen einbringen?
- Wir-Gefühl: Ist die Zusammenarbeit im Team ein Ausdruck gemeinsamer Werte und Einstellungen? Bringt die Arbeit im Team den Mitarbeitenden Freude?
- Technische Unterstützung: Werden meine Tätigkeiten so durch Technologie ergänzt, dass meine Qualifikationen und Fähigkeiten optimal zum Tragen kommen? [4]
Unterschied zwischen Lob und Wertschätzung
Im beruflichen Kontext wird Wertschätzung oft mit Lob gleichgesetzt, allerdings sollte man diese getrennt voneinander betrachten. Das Aussprechen von Lob hängt mit der Erbringung einer bestimmten Leistung zusammen, wohingegen Wertschätzung eine Grundhaltung gegenüber den Eigenschaften einer Person, unabhängig von deren Leistung, entspricht. Lob kann somit durchaus eine wertschätzende Haltung ausdrücken, sollte dabei allerdings nicht das einzige Zeichen von Wertschätzung sein.[5] Wie Sie richtig Feedback geben, lesen Sie hier.
Handlungs-
empfehlungen
Leben Sie als Führungskraft oder Einrichtungsleitung Wertschätzung vorbildhaft als Teil der Unternehmenskultur. Drücken Sie Wertschätzung über verschiedene Wege aus. Dazu gehören neben monetären und kommunikativen Aspekten weitere Faktoren, die sich in der Gestaltung der Arbeitsverhältnisse zeigen.
Weiterführende
Informationen
Literatur
- Berning, W. (2021):
Führungskompetenz und Motivation. Führungserfolg steuern und bewerten.
Wiesbaden: Springer. - Bundesgesundheitsministerium (04.06.2019):
Mehr Ausbildung, mehr Personal, mehr Geld –
das bringt die Konzertierte Aktion Pflege.
Online verfügbar unter https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2019/2-quartal/konzertierte-aktion-pflege.html, zuletzt geprüft am 02.02.2022. - Fischer, G.; Winter, M. H.-J.; Reiber, K. (2020):
Applaus, Applaus für Dein stilles Dulden … Variationen über das Thema „Anerkennung“.
In: Pflegewissenschaft, Sonderausgabe: Die Corona-Pandemie, S. 112–115. - Fischer, U. (2016):
Sinn braucht ein Fundament – Überlegungen zur Struktur der Anerkennung.
In: Arbeit 24 (1-2).
DOI: 10.1515/arbeit-2016-0007. - Hellweg, S.; Müller, K. (2012):
Wer schätzt denn hier den Wert? Wertschätzung für
die professionelle Pflege braucht gemeinsame Qualitätskriterien.
In: Barbara Hinding (Hg.): Wertschätzung für Pflegeberufe fördern. Plexus 20 (Supplement).
Lengerich, Berlin, Bremen, Miami, Riga, Viernheim, Wien, Zagreb: Pabst Science Publishers, S. 15–28. - Hinding, B.; Akca, S.; Kastner, M. (2012):
Wertschätzung als Prädiktor für die
Leistungsfähigkeit und Gesundheit des Pflegepersonals im Krankenhaus.
In: Barbara Hinding (Hg.): Wertschätzung für Pflegeberufe fördern. Plexus 20 (Supplement).
Lengerich, Berlin, Bremen, Miami, Riga, Viernheim, Wien, Zagreb: Pabst Science Publishers, S. 64–75. - Hoos-Leistner, H. (2019):
Kommunikation im Gesundheitswesen.
Berlin: Springer. - Schäfer, J. (2021):
Altersgemischte Teams in der Pflege. Miteinander arbeiten – voneinander lernen.
Berlin: Springer.
Linksammlung
- Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) (2021):
„Vielen fehlt Anerkennung für ihre Arbeit“
Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales. - Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) (2021):
„Die Corona-Krise lehrt uns Wertschätzung“
Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Literaturangaben
[1] Roßius, S. (2021):
Corona-Prämien: Witz oder Wertschätzung?
In: CNE Pflegemanagement, 08 (02), S. 16–17.
[1] Begerow, A.; Michaelis, U.; Gaidys, U. (2020):
Wahrnehmungen von Pflegenden im Bereich der Intensivpflege während der COVID-19-Pandemie.
In: Pflege, 33 (4), S. 229-236.
[2] Benfer-Breisacher, A. (2020):
Mitarbeiter wertschätzen – aber wie?
In: Pflegezeitschrift, 73, S. 14–17.
[3] Golombek, D.; Dangel, M. (2018):
Leadership als persönliche Führungshaltung.
In: Pflegezeitschrift, 71, S. 34–36.
[4] Schlipat, H.; Martin, M. (2017):
Die Wertschätzung macht’s.
In: Haufe Personalmagazin, Ausgabe 02/2017.
[5] Haufe Online Redaktion (2019):
Wertschätzung von Mitarbeiter: Mehr als ein Lob.
Freiburg: Haufe Online Redaktion.