Personal
Durch stetige Veränderungen innerhalb der Pflegelandschaft und den Pflegefachpersonalmangel steht das Personalmanagement einer Pflegeeinrichtung unter erheblichem internen und externen Druck. Dieser entsteht durch die notwendige Wirtschaftlichkeit, die hohen Anforderungen an Pflegefachpersonen (physisch und psychisch) und die Qualität ihrer Leistungen, das Betriebsklima, die Zufriedenheit der Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen sowie dem Image der Einrichtung in der Öffentlichkeit.[1]
Gleichzeitig ist das Personalmanagement in der Pflege eine entscheidende Stellschraube, wenn es darum geht, Pflegefachpersonen zu gewinnen und zu halten. Hier werden viele Prozesse gebündelt und Entscheidungen getroffen, in denen sich die Werte der Einrichtung und der Führungskräfte sowie ihre Haltungen gegenüber den Mitarbeitenden widerspiegeln. Wertschätzung beispielsweise kann direkt durch personalbezogene Handlungen und Kommunikation ausgedrückt werden.[2]
Kreativ sein
Meine Einrichtung in 10 Jahren – Entwicklung von langfristigen Zielen:
Team
Ein effektives Team beginnt bereits bei der Personalplanung. Dies beinhaltet nicht nur die Antwort auf die Frage, wie viel Personal benötigt wird, sondern auch, welche Qualifikationen und Eigenschaften eine Pflegefachperson mitbringen sollte. An dieser Stelle ist es wichtig zu überlegen, welche Rollen und Aufgaben einzelne Personen in einem Team erfüllen sollen bzw. welche noch zu besetzen sind, damit sowohl die Zusammenarbeit im Team als auch die Leistung jedes Einzelnen optimal gefördert werden kann.[4]
Dazu sind Kenntnisse über individuelle Kompetenzen der Pflegefachpersonen notwendig sowie eine wertschätzende Haltung gegenüber dieser Individualität. Gelebte Vielfalt innerhalb einer Belegschaft fördert nachweislich die Problemlösekompetenz und Kreativität. Gerade innerhalb der Pflege birgt personelle Vielfalt aufgrund der hohen Diversität der Pflegebedürftigen ein großes Potenzial, um kulturelle und sprachliche Barrieren zu reduzieren. Dieses Potenzial entfaltet sich aber nicht automatisch, sondern kann nur dann ausgeschöpft werden, wenn Diversität in der Einrichtung einen hohen Stellenwert erhält.[5]
Stellen- und Arbeitsplatzbeschreibungen sowie Anforderungsprofile sollten sorgfältig formuliert werden, da diese nicht nur Einfluss auf die Personalauswahl, sondern auch auf Einarbeitungsprozesse, die Leistungsbeurteilung, Fortbildungspläne und potenzielle Beförderungen haben. Einen Leitfaden für eine strategische Personalplanung finden Sie hier.
Vielfalt
Bei der Personalgewinnung spiegeln die Ausschreibungen die Überlegungen der Personalplanung wider. Dabei sind standardisierte Stellenausschreibungen nicht zielführend, wenn auf eine diverse Zusammensetzung der Belegschaft mit individuellen Kompetenzen geachtet werden soll. Kreative Ausschreibungen beinhalten beispielsweise nicht nur die Erwartungen an die zukünftige Pflegefachkraft, sondern präsentieren die Einrichtung als attraktiven Arbeitgeber und wecken Neugier und Motivation bei Bewerberinnen und Bewerbern. Ein Beispiel für eine neue Form der Personalgewinnung finden Sie hier.
Bei der Beurteilung von Bewerbungsunterlagen und in Vorstellungsgesprächen ist es hilfreich, sich die eigenen verinnerlichten Stereotype zu vergegenwärtigen, um Personalentscheidungen auf Basis von Qualifikation und Persönlichkeit zu fällen. Hierfür eignet sich der Implizite Assoziationstest (IAT) der Harvard University oder der INQA-Check „Vielfaltsbewusster Betrieb“. Weitere Impulse zu diesem Thema finden Sie unter der Charta der Vielfalt.
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Onboarding
Beim Onboarding stellt sich die Frage, welche Kompetenzen, persönlichen Hintergründe und Erwartungen die neue Pflegefachkraft hat. Daraus ergibt sich der individuelle Bedarf an Onboardingmaßnahmen, um arbeitsfähig zu werden und sich in der Einrichtung wohlzufühlen. Diese Aspekte können in einem Gespräch über die Erwartungshaltung der verschiedenen Parteien, auch innerhalb eines Teams, geklärt werden. Besonders bei Fachkräften aus dem Ausland spielt das Onboarding und eine gelebte Willkommenskultur eine entscheidende Rolle, um diese langfristig im Betrieb zu halten.[6]
Sprachliche und kulturelle Barrieren, unterschiedliche fachliche Kriterien, ein völlig neues soziales Umfeld und eine große Entfernung zur Familie und zu Freunden können die Einarbeitung und das Ankommen in der neuen Einrichtung erschweren. Der Onboardingprozess sollte deshalb umso sorgfältiger geplant und von den Pflegefachpersonen im Team aktiv mitgestaltet werden. Dadurch wird auch der Zusammenhalt im Team gestärkt.[7] Wie die Integration von ausländischen Pflegefachpersonen gelingen kann, können Sie hier nachlesen.
Kommunikation
Ein wichtiger Baustein der Personalverwaltung ist eine wertschätzende und transparente Kommunikation, die über die reine Weitergabe von Informationen hinausgeht und so maßgeblich zum besseren Betriebsklima beiträgt. Verschiedene Kommunikationskanäle sollten für alle Mitarbeitenden zugänglich sein und eine der Möglichkeiten der Partizipation darstellen.[8]
Nicht nur personelle Vielfalt, sondern auch Themen wie das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) und die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) weisen zahlreiche Schnittstellen zum Personalmanagement auf. Diese entfalten ihre Wertigkeit nicht nur über den Inhalt und die Art der Kommunikation, sondern auch über die Haltung, die darüber zum Ausdruck kommt. Zusätzlich ist es wichtig, dass die kommunizierten Themen auch „gehört“ werden, indem beispielsweise Kritik ernstgenommen wird.[9]
Unterstützungsformate
Die Personalentwicklung ist ein nicht zu unterschätzender Aufgabenbereich, wenn es um die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden geht. Durch individuell passende Fort- und Weiterbildungsformate, beispielsweise zu pflegewissenschaftlichen und gesundheitlichen Themen, steigt die Attraktivität der Pflegeeinrichtung als Arbeitgeber, wenn sich hierdurch Karrierechancen eröffnen.[9]
Das Verbessern von Gesundheitskompetenzen und die Steigerung des Gesundheitsbewusstseins durch Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements sind eine langfristige Investition in gesunde, zufriedene und motivierte Mitarbeitende. Dazu gehören u. a. interne und externe Beratungsformate wie zum Beispiel:
- kollegiale Beratung,
- Intervision,
- Supervision,
- Coaching (hier ein Bespiel zu internem Coaching in der Pflege).
Durch diese Angebote kann eine Einrichtung Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden ausdrücken.[10]
Handlungs-
empfehlung
Stimmen Sie die Personalstrategie auf ganzheitliche Unternehmensziele und -werte ab. Dadurch kann langfristig nicht nur eine gesunde und zufriedene Belegschaft, sondern auch der wirtschaftliche Erfolg gesichert werden.
Weiterführende
Informationen
Literatur
Albrecht, M.; Loos, S.; Möllenkamp, M.; Sander, M.; Schiffhorst, G.; Braeseke, G.; Stengel, V. (2017):
Faktencheck Pflegepersonal im Krankenhaus.
Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.
Amstutz, N.; Konrad, J.; Spaar, R. (2016):
Lebensphasenorientierte Personalentwicklung in der Pflege: Handlungsfelder für die Praxis.
In: ZFPG 2 (1), S. 19–27.
DOI:10.17193/HNU.ZFPG.02.01.2016-04.
Åteg, M.; Hedlund, A. (2011):
Researching attractive work. Analyzing a model of attractive work using theories on applicant attraction, retention and commitment.
Växjö: Linnéuniversitetet
Hämmelmann, A.; van Dick, R. (2013):
Entwickeln im Team – Effekte für den Einzelnen.
In: Gruppendyn Organisationsberat 44 (2), S. 221–238.
DOI: 10.1007/s11612-013-0207-1.
Schäfer, J. (2021):
Altersgemischte Teams in der Pflege. Miteinander arbeiten – voneinander lernen.
Berlin: Springer.
Zietzschmann, H. (2005):
Personalmanagement in der stationären Altenpflege.
Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Linksammlung
Haus Heilig Geist, Münchenstift (2021):
Respekt – ohne Ausnahme (Youtube-Video).
München: Münchenstift.
Zentrum „Den Menschen im Blick‟ (o. J.):
Zentrum Den Menschen im Blick.
München: Ludwig-Maximilians-Universität.
PraxisprojektE
Charité Centrum für Frauen-, Kinder- und Jugendmedizin, Campus Virchow Klinikum (2019):
Robotergefährte Pepper.
Berlin: Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V.
Universitätsklinikum Bonn; Universität Duisburg Essen; Universitätsklinikum Köln (2018):
Pflege für Pflegende – Empathiebasiertes Entlastungskonzept empCARE.
Berlin: Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V.
Ev. Luth. Diakonissenanstalt Flensburg – Diakonissenkrankenhaus Flensburg (2011):
Gestaltung alter(n)sgerechter Arbeitsbedingungen im Krankenhau.
Berlin: Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V.
Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel – Evangelisches Krankenhaus Bielefeld gGmbH und Krankenhaus Mara gGmbH Bielefeld (2014):
Bildung eines Teams mit Young Nurses.
Berlin: Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V.
Literaturangaben
[1] Berenbold, S.; Backes, o. J. (2020):
Organisationale Energie aktivieren und lenken.
Pflegezeitschrift, 73 (1–2), S.10–13.
[2] Hoos-Leistner, H. (2019):
Kommunikation im Gesundheitswesen.
Berlin: Springer.
[3] Die Techniker – Vielfalt gewinnt. https://vielfalt-gewinnt.tk.de/ (abgerufen 2.3.21)
[4] Rohrlack, K. (2019):
Lösungsorientierte Mitarbeitergewinnung. Praktisches Vorgehen und theoretische Grundlagen.
Wiesbaden: Springer Gabler.
[5] Initiative neue Qualität der Arbeit (2021):
Diversitätsmanagement: Mit Vielfalt auf Erfolgskurs.
Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).
[6] Holldorf, L. (2018):
Onboarding: mehr als „nur“einstellen.
Pflegezeitschrift, 71 (12), S. 16–18.
[7] Fortmann, H. R.; Kolocek, B. (2018):
Arbeitswelt der Zukunft. Trends – Arbeitsraum–Menschen – Kompetenzen.
Wiesbaden: Springer Gabler.
[8] Benfer-Breisacher, A. (2020):
Mitarbeiter wertschätzen– aber wie?
Pflegezeitschrift, 73 (7), S. 14–17.
[9] Von Rosenstiel, L.; Regnet, E.; Domsch, M. E. (2020):
Führung von Mitarbeitern: Handbuch für erfolgreiches Personalmanagement.
Stuttgart: Schäffer-Poeschel Verlag.
[10] Mojtahedzadeh, N.; Neumann, F. A.; Rohwer, E.; Augustin, M.; Zyriax, B. C., Harth, V.; Mache, S. (2021):
Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege. Prävention und Gesundheitsförderung, 16, 2021, S. 163–169.