Konzeptentwicklung
Die Pflegebranche befindet sich permanent im Wandel. Neue Ideen und Diskussionen werden relevant, wie beispielsweise vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung. Aber auch veränderte Ansprüche an die Pflege und die Pflegetätigkeiten machen es notwendig, regelmäßig zu prüfen, ob die bisherigen Strukturen und Konzepte den (neuen) Ansprüchen und Zielen entsprechen. Häufig sind Anpassungen der Arbeitsorganisation notwendig, um diese Ziele zu erreichen. Sinnvollerweise geschieht dies auf der Basis eines ausgearbeiteten Konzepts, in dem Ideen und Gedanken zum Vorhaben sowie zur Umsetzung festgehalten werden, um
- etwas Neues zu entwickeln oder
- etwas Bestehendes zu verändern.
Ein Handeln nach Konzept hat folgende Vorteile:
- ein zielgerichtetes, abgestimmtes und dokumentiertes Vorgehen,
- koordiniertes und effektives Handeln statt zufällige Ergebnisse, und
- die Zukunft wird proaktiv gestaltet – agieren statt reagieren! [1]
Konzeptentwicklung
Bei der Konzeptentwicklung gibt es unterschiedliche Phasen, die voneinander abgegrenzt werden können.[2] Es ist ratsam, innerhalb dieser Phasen folgende Fragen zu klären:
1. Auftrags- und Zielklärung
- Was ist der Anlass für die Konzeptentwicklung?
- Problemorientiert (z. B. Entwicklung einer neuen Vision, neue professionelle Rollen durch Digitalisierung etc.)
- Wissensorientiert (z. B. Implementierung von Expertenstandards/EBN, Einsatz von Pflegeexperten (ANP), Weiterentwicklung von Prozessen, Entwicklung eines neuen Leistungsangebots etc.)
- Welche Ergebnisse liefert eine Problemanalyse (z. B. Stärken-Schwächen-Analyse bzw. SWOT-Analyse ?
- Welche Potenziale ergeben sich durch eine Optimierung?
- Klärung der eigenen Werte und Haltungen sowie des eigenen Organisationsverständnisses/Managementkonzepts
- Klarheit über das eigene Führungskonzept und Führungsverhalten
- Welcher Entwicklungsbedarf besteht an welcher Stelle?
- Auf welchen Ressourcen (z. B. Wissen, Kompetenzen, Netzwerke, bestehende Konzepte etc.) kann aufgebaut werden?
- Welchen Detaillierungsgrad benötigt das Konzept wofür?
- Wer hat welche Ressourcen zur Entwicklung (z. B. Zeit, Kompetenzen, Netzwerke)?
2. Recherche
- Ergebnisse der Problemanalyse für gezielte Recherche nutzen (z. B. zum Thema Demenz, Digitalisierung, Haltung etc.). Datenbanken für die Literaturrecherche zu pflegerelevanten Themen sind beispielsweise CareLit Complete, Ebsco, Cochrane Deutschland und Pubmed.
- Wo/Wie weichen wir in unserer Einrichtung vom aktuellen Stand der Forschung ab?
- Was machen andere Einrichtungen (z. B. national, international, innerhalb der Disziplin oder in angrenzenden Disziplinen)?
- Wie machen es andere Einrichtungen?
- Wofür gibt es Geld (z. B. Projekt-/Fördermittel, Forschungsmittel, Sponsoring) von welcher Organisation? Hier finden Sie weitere Tipps.
3. Entwicklung von Ideen/ Lösungen
- Brainstorming: Erster Input, Informationsaustausch, Anregungen und offene Fragen sammeln
- Innerbetriebliches Kreativitätspotenzial nutzen (z. B. durch den Ansatz des Design Thinking, durch Partizipative Maßnahmen, Klausurtage, Workshops, Arbeitsgruppen etc.)
- Nutzen von Projekten in Weiterbildungen
- Nutzen von überbetrieblichen Netzwerken
- Kooperation mit Hochschulen
4. Schriftliches Konzept
- Klare Struktur durch eine nachvollziehbare Gliederung
- Zielgruppenspezifische Aufbereitung, ggf. unterschiedliche Versionen (lang/kurz oder komplex/einfach)
- Kurze, klare Sätze
- Grafiken, Tabellen, Bilder
- Verweise auf weitere Papiere, Konzepte
- Beschreibung von Schnittstellen
- Beschreibung von Voraussetzungen/ Rahmenbedingungen zur Umsetzung
- Beschreibung von Evaluationskriterien
- Quellenangaben
- Konzept abstimmen und ggf. von Verantwortlichen genehmigen lassen
5. Kommunikation und Implementierung
- Mitarbeitende bei der Umsetzung und Evaluation miteinbeziehen
- Persönlich, nicht nur schriftlich: Das Konzept lebt durch Personen, nicht auf dem Papier in der Schublade
- Change-Management: Woran wird die Veränderung sichtbar/spürbar?
6. Hürden und Stolpersteine
- Zu schnelle Lösungen
- Fragen, die nicht geklärt wurden
- Zeitaufwand wurde unterschätzt
- Verwirrtheit im Chaos von Informationen und Optionen
- Unstrukturiertes Vorgehen
- Erforderliche Reduktion: Das Thema wird immer grösser oder ist zu klein, monokausal und linear gedacht
- Selbstzweifel (z. B. „Ich bin zu wenig kreativ, ich kann nicht überzeugen, ich kann nicht …“)
- Perfektionismus (z. B. „Ich kann erst mit der Umsetzung beginnen, wenn das Konzept perfekt ist.“)
- Zu wenig Transparenz
- Mitarbeitende werden zu wenig beteiligt
- Zu wenige notwendige Informationen
- Zu wenig Personal
- Hindernisse bei der Umsetzung werden nicht eingeplant
- Nachjustierung nicht eingeplant
Handlungs-
empfehlungen
Überprüfen Sie bestehende Konzepte auf ihre Zukunftsfähigkeit und passen Sie diese regelmäßig an. Entwickeln Sie neue Konzepte für aktuelle und zukünftige Herausforderungen.
Weiterführende
Informationen
Literatur
Elsbernd, A. (2008):
Konzeptentwicklung in der Pflege. In: Stolz et al. (Hg.): Betreuungsrecht und Pflegemanagement.
Stuttgart: Thieme, S. 52–65.
Graf, P. & Spengler, M. (2013):
Leitbild- und Konzeptentwicklung.
Augsburg: ZIEL
Linseisen, E. (2017):
Professionalisierung, Pflege und Politik: Über die Notwendigkeit, ein (berufs-)politisches (Selbst-)Verständnis zu entwickeln.
In: BAND Lehrkompetenz lehren: Beiträge zur Profilbildung Lehrender.
Berlin, Boston: De Gruyter Oldenbourg, S. 41–56.
Schnabel, C. (2020):
Betriebliche Mitbestimmung in Deutschland: Verbreitung, Auswirkungen und Implikationen.
In: Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 21 (4), S. 361–378.
Linksammlung
Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung der Hans-Böckler-Stiftung (2022):
https://www.imu-boeckler.de/de/index.htm
Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung.
Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung der Hans-Böckler-Stiftung (2020):
Digitale Partizipationsplattformen und betriebliche Mitbestimmung.
Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung.
Bräutigam, C. et al. (2020):
Reorganisation und Mitbestimmung von Care-Arbeit: Interessen- und Anerkennungsansprüche der Beschäftigten.
Studie der Hans-Böckler-Stiftung, 437.
Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung.
Handlungshilfen
Massolle, J. (2021): Die Transformation von Arbeit mitgestalten: Mehr Mitbestimmung und Partizipation bei Veränderungsprozessen.
Mitbestimmungspraxis, 41.
Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.).
Bader, V.; Kaiser, S. (2020):
Arbeit in der Data Society. Zukunftsvisionen für Mitbestimmung
und Personalmanagement.
Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.
- Insbesondere Kapitel 1.3: Mitbestimmung in digitalen und agilen Betrieben – das Modell einer prozessualen partnerschaftlichen Konfliktkultur, Kapitel 2.5: Stabilität oder Wandel durch Digitalisierungsprozesse? Überlegungen zum Verhältnis von Personalmanagement und Mitbestimmung und Kapitel 2.6: Wie Betriebsräte und Arbeitgeber sich besser zuhören und die betriebliche Mitbestimmung aktiver gestalten können.
Literaturangaben
[1] Wengelski-Strock, S. (2020):
Organisationsentwicklung aus der Praxis für die Praxis. Methoden und Beispiele praktischer Organisationsentwicklung.
Wiesbaden: Springer.
[2] Ischebeck, K. (2014):
Erfolgreiche Konzepte. Eine Praxisanleitung in sechs Schritten.
Offenbach: Gabal.