Work-Life-Balance
Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist eine große Herausforderung in der Pflege. Bei den Beschäftigten in der Pflege bestehen Spannungsfelder, denn sie wollen sowohl den Anforderungen der Arbeitgeber als auch ihrem privaten Umfeld gerecht werden. Dementsprechend werden Ansprüche an die Erwerbsarbeit hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben formuliert. Dieses Thema gewinnt für Arbeitnehmer*innen an Relevanz.
In der Praxis werden unterschiedliche Ansätze zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben angewandt. Unsere Ergebnisse zeigen dabei deutlich, dass in der Pflege eine verlässliche Dienstplan- und Arbeitszeitgestaltung ein großer und relevanter Teilbereich der Work-Life-Balance ist. Unsere Ergebnisse zeigen auch, dass es bisher noch keine flächendeckende Umsetzung von Work-Life-Balance-Strategien in Pflegeeinrichtungen gibt. Vielmehr ist davon auszugehen, dass in Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben häufig ein ungenutztes Potenzial liegt, das Einrichtungen für die Mitarbeiterbindung und Gesundheitsförderung stärker nutzen könnten.
Zentrale Projektergebnisse
- Je seltener Maßnahmen zur Steigerung der Dienstplanverlässlichkeit in der Einrichtung angewandt werden, desto höher wird die Arbeitsbelastung des Pflegepersonals eingeschätzt.
- Je häufiger flexible Arbeitszeitformen in einer Einrichtung institutionalisiert sind, desto seltener begründen die Arbeitszeiten das Verlassen eines Unternehmens.
- Leitungspersonen bewerten die Arbeitszeit als zweitwichtigsten Faktor für die Arbeitgeberattraktivität und als drittwichtigster Faktor für die Berufsattraktivität.
- Die Verlässlichkeit des Dienstplans ist aus Sicht der Pflegefachpersonen für die Stellenattraktivität ein entscheidendes Kriterium.
- Pflegefachpersonen fehlen häufig Wertschätzung und Anerkennung für ihr Engagement.
- Pflegefachpersonen nehmen häufig ein Spannungsfeld zwischen Beruf und Privatleben wahr.
Handlungs-
empfehlungen
- Integrieren Sie Mitarbeiter*innenwünsche in Ihre Work-Life-Balance-Konzepte, denn Partizipation ist die Grundlage von Akzeptanz und Zufriedenheit.
- Legen Sie bei der Gestaltung des Dienstplans den Fokus auf Verlässlichkeit und Partizipation, denn diese Faktoren haben sich als äußerst attraktiv für die Bewertung eines Arbeitsplatzes erwiesen.
- Schaffen Sie flexible Arbeitszeitmodelle, die an die Lebenssituation Ihrer Mitarbeitenden angepasst sind, um Arbeitsreduzierung aufgrund von Vereinbarungsschwierigkeiten zu vermeiden.
- Setzen Sie digitale Tools zur Dienstplangestaltung ein. Dadurch kann die Partizipation erhöht werden. Weiterführende Informationen, z. B. zur Wahl des für Sie passenden Planungstools, finden Sie unter Digitalisierung.
Projektbezogene Publikation
- Raiber, L.; Boscher, C.; Fischer, F.; Winter, M. H.-J. (2020):
Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben als Präventions- und Personalbindungsstrategie – Ergebnisse einer schriftlichen Befragung von Personalverantwortlichen in der Pflegebranche.
Prävention und Gesundheitsförderung 16 (3): 242–248.
Weiterführende
Informationen
Praxisbeispiel
Das Verbundprojekt „Game of Roster – Spielifizierte kollaborative Dienste-Plattform für Pflegeberufe‟ entwickelte und erprobte eine kollaborative Dienstplangestaltung. Durch eine für Mitarbeitende transparentere und nachvollziehbare Ausgestaltung des Dienstplanungsprozesses sollte sowohl die individuelle Work-Life-Balance als auch der Teamzusammenhalt gestärkt werden. Der sogenannte Gamification-Ansatz ist hier besonders erwähnenswert: Bei der Gestaltung der Anwendung wurde darauf geachtet, dass das Nutzen der Platform mit Spaß verbunden ist und dass neue Aufgaben nicht als Belastung wahrgenommen werden (z. B. ein Schichttausch organisieren die Mitarbeitenden selbst). In einem Open-Access-Buchbeitrag, den Sie hier finden, stellt der Verbund diese Plattform vor. Weitere Praxisprojekte zum Themengebiet Work-Life-Balance finden Sie in unserer Projektdatenbank.
Linksammlung
- Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (Hg.) (2014):
Älter werden im Pflegeberuf. Fit und motiviert bis zur Rente – eine Handlungshilfe für Unternehmen.
Hamburg: Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW). - Glitza, C.; Verband der Ersatzkassen (2014):
Iga.Fakten 7. Life-Balance: Ein an Lebensphasen und Lebensereignissen orientierter Ansatz.
Dresden: Initiative Gesundheit und Arbeit. - St. Elisabeth-Stiftung (2017):
zeitWERT – Das innovative Lebensarbeitszeitmodell der St. Elisabeth-Stiftung.
Bad Waldsee: St. Elisabeth-Stiftung. - Pflegenetzwerk Deutschland (o. J.):
Bessere Vereinbarkeit – FAQ zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf nach § 8 Abs. 7 SGB XI.
Berlin: Initiative vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Referat 415 – Finanzielle Angelegenheiten der Pflegeversicherung, Modellprogramme, Finanzhilfen. - Wöhrmann, A. M. (2016):
Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Work-Life-Balance.
Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.