Personalentwicklung
Weiter- bzw. Fortbildungsmaßnahmen sind in der Praxis das A und O. Im Kontext individueller Personalentwicklung sind sie auch das häufigste genutzte Instrument. Von Unternehmensseite (Betriebsrat, Leitungspersonen/Personalverantwortlichen) wird diesen Qualifikationsangeboten also eine herausragende Bedeutung für die Personalgewinnung und -bindung zugesprochen. Gleichzeitig bemängeln manche die geringe Eigeninitiative der Pflegekräfte bei ihrer individuell-fachlichen Weiterentwicklung. Die Motivation für die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen stellt somit zwar eine Herausforderung dar, deren Bewältigung sowohl für die Betriebe als auch für das Pflegepersonal jedoch zahlreiche Chancen bietet.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass eine strategische Ausrichtung der Personalentwicklung bislang vorrangig im akutstationären Setting vorhanden ist, während Personalentwicklungskonzepte in der langzeitstationären und ambulanten Pflege noch weniger etabliert sind. Für Betriebe ist wichtig, Pflegekräften die Gelegenheit zu geben, eine Weiterbildungsmaßnahme nicht als (Zusatz-)Belastung, sondern als Benefit wahrzunehmen. Eine weitere Herausforderung für Pflegeunternehmen ist zudem der Einsatz von Pflegefachpersonen nach Weiterqualifizierungsmaßnahmen: An dieser Stelle können sich insbesondere unzureichend definierte Tätigkeitsbereiche negativ auswirken. Zum anderen zeigt sich in der Praxis eine mangelnde Motivation bei Pflegefachpersonen, Führungsaufgaben oder Leitungstätigkeiten zu übernehmen. Personalentwicklung muss an dieser Stelle gegebenenfalls einen größeren Beitrag leisten – z. B. über spezielle Kompetenz- und Führungstrainings –, um die Hemmnisse vor einer Übernahme von Führungsverantwortung zu überwinden.
Zentrale Projektergebnisse
- Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sind zentral für die Gewinnung und die Bindung von Pflegefachpersonen.
- In vielen Einrichtungen werden verschiedene Maßnahmen für die individuelle Personalentwicklung und Laufbahngestaltung ergriffen, wobei am häufigsten Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten genutzt werden.
- Im Vergleich der Pflegesektoren zeigt sich, dass eine strategische Ausrichtung der Personalentwicklung im akutstationären Setting am häufigsten umgesetzt wird, gefolgt von der stationären Langzeitpflege und der ambulanten Pflege.
- Mangelnde Bereitschaft bei Pflegefachpersonen zur Übernahme von Leitungs- und Führungsaufgaben ist in immerhin 26,9 % der Pflegeeinrichtungen ein großes Problem, in 42,3 % der Fälle hingegen ein kleines.*
- Personalentwicklung findet aus Sicht der Leitungsebene zu wenig statt – insbesondere wegen zu geringer personeller und finanzieller Ressourcen, aber auch aufgrund des unklaren Einsatzes nach einer Weiterqualifizierung oder wegen einer geringen Nachfrage nach Weiterbildungsmaßnahmen.
(Datenbasis: verschränkte Verbundergebnisse; prozentuale Angaben: *RWU-Unternehmensbefragung, N = 211)
Handlungs-
empfehlungen
- Setzen Sie Personalentwicklung konsequent als Strategie ein und kommunizieren Sie diese Strategie nach innen und außen.
- Richten Sie Qualifizierungsmaßnahmen an den individuellen Bedürfnissen Ihrer Mitarbeitenden und an den Bedarfen Ihres Unternehmens aus.
- Zeigen Sie den Mitarbeitenden die persönlichen und karrierebezogenen Benefits einer Weiterqualifizierung auf.
- Bieten Sie Fort- und Weiterbildungen in unterschiedlichen Formaten an (z. B. Inhouseseminare, externe Seminare, Onlineformate).
Weiterführende
Informationen
Praxisbeispiel
Für Mitarbeitende im Pflege- und Funktionsdienst der Charité Berlin werden vermehrt individuelle Maßnahmen für die Weiterentwicklung und das Stärken eigener Ressourcen eingeführt. Hierbei werden auf die Veränderungsprozesse und auf das veränderte Selbstverständnis in der Pflege eingegangen. Coachings werden für Mitarbeitende und speziell das Führungspersonal angeboten. Einen Artikel von Carsten Becker zu dem Projekt in der PflegeZeitschrift können Sie hier erwerben. Weitere Praxisprojekte zum Themengebiet Personalentwicklung finden Sie in unserer Projektdatenbank.
Linksammlung
- Robert Bosch Stiftung (o. J.):
360° Pflege – Qualifikationsmix für den Patienten. Karrierewege in der Pflege.
Stuttgart: Robert Bosch Stiftung GmbH. - Nitsche, S.; Hannemann, V. (2015):
Integriertes Qualitäts- und Personalmanagement in Pflegeunternehmen. Ein Lösungsansatz für Demografiefestigkeit und Wettbewerbsfähigkeit.
Frankfurt am Main: Deutsche Gesellschaft für Qualität (Hg.). - Caritasverband für die Diözese Münster e. V. (o. J.):
Projekt ZUPF – Zukunft Pflegen. Kompetenzerweiterung schafft Personalentwicklung – Vorstellung der Umsetzungsbausteine.
Münster: Caritasverband für die Diözese Münster e. V.